Helgoland – die Insel der Briefmarken und Fälschungen
Helgoland (im Englischen Heligoland, wie es auch auf den Briefmarken erscheint) ist eine kleine Insel in der Nordsee, etwa 48 Kilometer vor der Küste Schleswig-Holsteins und rund 60 Kilometer vom bedeutenden Hafen Hamburg entfernt. Nach den Napoleonischen Kriegen wurde die Insel von Dänemark abgetreten und im Rahmen eines kolonialen Abkommens an Großbritannien übergeben.
Obwohl die Briten Helgoland sowohl militärisch als auch touristisch nutzten, blieb die Insel überwiegend von lokalen Fischern und Landwirten bewohnt. Zwischen 1867 und 1890 wurden auf Grundlage eines komplexen Abkommens zwischen Großbritannien und der deutschen Seite eigene Briefmarken für Helgoland ausgegeben. Die Postverwaltung unterstand zunächst Hamburg, ab 1872 – nach der Reichsgründung – dem Deutschen Reich. Gedruckt wurden die Marken von der preußischen Staatsdruckerei, später Reichsdruckerei, und richteten sich an die deutschsprachige Bevölkerung – dennoch trugen sie das Porträt der britischen Königin Victoria.
Im Jahr 1890 wurde die Insel im Tausch gegen ein Gebiet in Afrika an Deutschland abgetreten. Damit wurden die Helgoland-Marken zu sogenannten „toten Ausgaben“ – historische Emissionen, die heute unter Sammlern sehr begehrt sind.
Neudrucke und sammlerisches Chaos
In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurden über zwanzig verschiedene Neudrucke der Helgoland-Marken hergestellt – teils offiziell, teils halboffiziell oder rein privat. Nur wenige davon lassen sich als echte Fälschungen bezeichnen.
Für den regulären Postgebrauch wurden etwa 2 Millionen Briefmarken gedruckt, von denen vermutlich nur die Hälfte tatsächlich verwendet wurde. Der Rest wurde direkt an Sammler verkauft. Darüber hinaus entstanden – je nach Quelle – schätzungsweise 5 bis 7 Millionen Neudrucke.
Da der Großteil der Marken ungebraucht erhalten geblieben ist, sind gestempelte Exemplare heute oft wertvoller. Dies führte jedoch zu einem massiven Missbrauch durch gefälschte Stempel – viele ungebrauchte Marken wurden nachträglich mit Fantasiestempeln „entwertet“. Es gilt als gesichert, dass der Großteil der gestempelten Helgoland-Marken gefälscht ist.
Für Sammler stellt dies eine große Herausforderung dar. Fälschungen, Neudrucke und die Unterscheidung zwischen Originalen und Nachdrucken sind selbst für erfahrene Philatelisten problematisch.